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Alte Windmühle in Lavesum



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Bernd H. Schlüter






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erstellt: 31-08-02
letzte Änderung:
01-01-14

1. Geschichte in Lavesum (ab 1898)
Die alte Mühle in Haltern am See, Ortsteil Lavesum, die damals auch "Lieshoutsche Mühle" genannt wurde, galt lange Zeit als Wahrzeichen des Ortsteils. Sie wurde zum Mahlen von Getreide verwendet.

Der Mühlentyp wird als Achtkant-Kappenwindmühle (Erläuterungen s. unten) bezeichnet und war aus massivem Pitchpine, einem amerikanischen Nadelholz, gebaut. Sie stand in exponierter Lage auf dem Windmühlenberg (etwa 80 m ü.NN) am Napoleonsweg in Lavesum am Rande der Hohen Mark (s. Luftbild). Sie wurde als Ersatz für eine dort abgebrannte Mühle erreichtet. Die Seitenlänge der achteckigen Grundfläche der Mühle betrug etwa 4 m; die Höhe ohne Flügel rund 18 m.

Die Mühle wurde um 1898 von Bernhard van Lieshout erbaut. Er kaufte die gebrauchte Mühle (Baujahr 1813) in den Niederlanden, demontierte sie dort und transportierte die Teile über den Rhein und die Lippe oder mit der Eisenbahn nach Haltern. Von dort ging es dann mit Pferdewagen 5 Kilometer weiter nach Lavesum.

Bernhard van Lieshout wurde 1850 in Groß-Reken geboren und heiratete Anna Damm (geb. 1860 in Groß-Reken). Beide wanderten 1879 nach Cansas (Pennsylvania, USA) aus. Mit drei Kindern (eines starb davon bei der Überfahrt) kehrten sie 1892 nach Groß-Reken zurück. Sie zogen nach Lavesum, rodeten Bäume und begannen dort mit dem Bau von Mühle und Haus. Bernhard van Lieshout starb bereits 1899 kurz nach dem Bau der Mühle und hinterließ Anna van Lieshout mit fünf Kindern.

Vermutlich von einem versetzten Liebhaber wurde 1900 das neue Wohnhaus in Brand gesetzt und die Familie zog vorübergehend in die Lavesumer Schule. Anna van Lieshout heiratete danach den Müllermeister Johann Wiesweg (geb. 1870), der die Mühle bis etwa 1925 betrieb. 1901 wurde die gemeinsame Tochter Johanna geboren. Anna Wiesweg starb 1912; Johann Wiesweg 1939.

Von etwa 1925 bis 1960 übernahm der einzige Sohn Josef van Lieshout als gelernter Müllermeister die Mühle. Er erweiterte die Windmühle Anfang der 30er Jahre zusätzlich mit einem Dieselmotor mit Generator, um die Windabhängigkeit zu vermindern. Zu dieser Zeit verlor die Mühle bei einem Gewittersturm ihre Flügel. Zudem wurde im Nebengebäude eine Getreidereinigung eingerichtet.

Besonders im Zweiten Weltkrieg bis 1945 und in den Nachkriegsjahren war die Mühle eine wichtige Einrichtung für die Bevölkerung und über die Region hinaus bekannt. Das selbst geerntete Getreide konnte dort schnell zu Mehl gemahlen werden.

Die Nutzung der Mühle wurde wegen fortschreitender Elektrifizierung und Verbreitung von elektrischen Mühlen nach 1948 unrentabel und dann ab 1960 endgültig eingestellt. Josef van Lieshout starb 1969.

1978 wurde die baufällige Mühle gesprengt und im Rahmen einer Feuerwehrübung am 28. Februar 1978 verbrannt. Zuvor hatte Sohn Hans van Lieshout jahrelang versucht, verschiedene Behörden für die Mühle zu interessieren. Es fehlten aber rund 150.000 DM, um die baufällige Mühle zu restaurieren und als Kulturdenkmal zu erhalten.

(Informationen und Fotos (ohne Flügel von 1952) von Katharina Schlüter, geb. 1935, Tochter von Josef van Lieshout)


Ursprüngliche Mühle mit Flügeln


Ursprünglicher Standort


Mühle ohne Flügel (Fotos von 1952)

2. Geschichte in den Niederlanden (bis 1898)
Bevor die alte Mühle um 1898 von Bernhard van Lieshout in Lavesum erbaut wurde, hatte sie schon eine lange Geschichte in den Niederlanden.

Mit Hilfe der auf diese Internet-Seite beschreibenen Geschichte der alten Mühle am Standort in Lavesum, konnte durch Forschung von Arian M. H. Smit bis 2005, zu den "heimatvertreibenen Mühlen der Zaan-Region" in den Niederlanden, auf Basis alter Dokumente geklärt werden, dass die Industriemühle "De Boerenjonker" aus den Niederlanden nach ihrem Verkauf abgebaut und in Lavesum 1898 wieder aufgebaut wurde.

Die Forschungsergebnisse und die Informationen diese Internet-Seite können in seinem Buch (in niederländischer Sprache) nachgelesen werden:
Arian M. H. Smit, "Ontheemde Zaanse molens - een bijdrage aan de geschiedenis van de Zaanse industriemolens", Verlag: Stichting Uitgeverij Noord-Holland, 2005, ISBN: 907112391X, 9789071123917
(Übersetzung: "Heimatvertriebene Zaanse Mühlen - Ein Beitrag zur Geschichte der Zaanse Industriemühlen")


Buch von Arian M. H. Smit (2005): "Ontheemde Zaanse Molens"
2.1 Geschichte der "Zaanse Molens" allgemein
Von mehr als tausend Industriemühlen, die ab 1600 in der Zaanstreek (Zaanregion) standen, sind heute nur noch elf an der Zaan übrig. Die größte Anzahl gab es im Jahre 1735 als ca. 650 Mühlen Holz sägten, Öl pressten, Getreide schälten, Papier schöpften, Hanf klopften, Farbe rieben und Tabak stampften. Die meisten Windmühlen sind im Laufe der Zeit abgerissen worden oder wurden durch Feuer zerstört. Einige wurden abgetragen und andernorts außerhalb der Zaanregion als Getreidemühlen wieder aufgebaut.

Als Arian M. H. Smit 1998 anfing die Geschichte dieser umgebauten Mühlen zu erforschen, ging er von einigen Dutzend Mühlen aus. Bei den Forschungen stellte sich doch bald heraus, dass schätzungsweise von der Gesamtzahl der Zaanse Mühlen 12-15 %, d. h. ca. 125 Stück, andernorts wieder aufgebaut wurden. Der größte Teil dieser Mühlen (u. a. viele Paltrokmühlen) sind dabei namenlos umgezogen.

Während der fast drei Jahrhunderte andauernden Mühlenzeit waren in der Zaanregion auch viele Mühlenherstellerbetriebe ansässig. Sie boten, wie das auch im Schiffsbau der Fall war, vielen hundert Menschen Arbeit. Ihre Fachkenntnisse waren auch weit außerhalb der Region bekannt. Schon 1657 wurde eine Doppelölmühle in Den Bosch (heute ’s-Hertogenbosch) gebaut. Sie bekamen auch mehrere Anfragen, andernorts Mühlen zu bauen. So wurden von ihnen im selben Jahrhundert u. a. Mühlen in Workum, Harlingen, Middelburg, Bedum usw. gebaut. Auch aus dem Ausland u. a. aus England, Hamburg und Antwerpen bekamen im 17. Jahrhundert Zaanse Mühlenbauer Anfragen dort Mühlen zu errichten. Aber wegen des späteren wirtschaftlichen Niedergangs in der Zaanregion wurden auch Industriemühlen stillgelegt und es war billiger sie abzubauen und an anderen Orten wieder aufzubauen, als dort eine neue Mühle zu errichten. So kam es, dass viele Zaanse Mühlen in allen niederländischen Provinzen und sogar in Deutschland wieder aufgebaut wurden.

Ein wichtiger Grund der industriellen Entwicklung in der Zaanregion war eine Erfindung Ende des 16. Jahrhunderts von Cornelis Cornelisz von Uitgeest. Das Sägen von Holz brauchte nicht mehr von Hand zu geschehen, sondern konnte mittels einer mit einer Kurbelwelle ausgerüstete Windmühle durchgeführt werden. Bis dahin war die Zaanregion ein dünn bevölkertes Gebiet, in dem die Bewohner hauptsächlich von der Fischerei, vom Schiffsbau und Wahlfang lebten. Die neue Erfindung hatte zur Folge, dass dieses Gebiet schnell zu einem räumlich geschlossenen Industriegebiet zusammen wuchs. Nicht nur wurden Holzsägemühlen innerhalb einiger Jahrzehnte massenhaft gebaut, sondern auch Ölmühlen, Vollmühlen, Hanfmühlen, Getreidemühlen, Papiermühlen, Farbmühlen usw. Des Weiteren entstanden auch viele Zulieferbetriebe wie Fassbindereien, Schmieden, Haarmacher usw. Die Zaanregion war ein ideales Gebiet für Windmühlen. Es war flach und überall war Wasser. Jede Mühle hatte gute Wasseranbindungen, so dass Anfahrt von Holz oder anderen Grundstoffen und die Abfahrt von Endprodukten garantiert war. Nur in strengen Wintern konnte der Transport stagnieren. Man hatte meist für den Winter einen großen Vorrat Holz auf dem Mühlenhof angelegt. Der An- und Abtransport der übrigen Produkte wurde dann mit Schlitten erledigt. Das Holz das in Deutschland zu Riesenflößen zusammengebunden worden war und auf diese Art und Weise den Rhein heruntergefahren kam, wurde in Dordrecht in kleinere Teile aufgeteilt und von dort aus nach Zaandam transportiert.

Die Zaandamer Unternehmer waren am Anfang meistens keine wohlhabenden Unternehmer. Das Gebiet hatte nicht die Impulse gehabt wie die Städte Leiden, Haarlem und Amsterdam, wo reiche französische Hugenotten, portugiesische Juden und flämische Kaufleute vom Süden hingezogen waren. Im ersten Jahrhundert lösten die Zaandamer Unternehmer dieses Problem indem sie beim Errichten einer Mühle als Gruppe (die Reederei) das Startkapital aufbrauchten und die Teilhaber entsprechend am Gewinn beteiligt wurden. Dennoch entwickelte sich das Gebiet zum wichtigsten Industriegebiet. Es war vorteilhaft, dass die Zaanregion eine sehr gute Anbindung zu Wasser mit der Kaufmannstadt Amsterdam, dem größten Marktplatz Europas, hatte. Viele Produkte wurden zur Verarbeitung zur Zaanregion gesandt, wo vor allem Unternehmer ansässig waren, die hochwertige Qualitätsprodukte bevorzugten. Ein Großteil dieser Unternehmer waren für den Aufstieg und die Blüte von Handel und Industrie in der Zaanregion sehr wichtig. Das waren die Mennonisten mit ihrer einfachen Lebensart, die einerseits bestrebt waren das Vermögen in der Familie zu behalten, andererseits aber bereit waren in neue Unternehmen oder Projekte zu investieren.

Die unterschiedlichen Sparten der Zaanse hatten aber während des drei Jahrhunderte andauernden Mühlenzeitalters nicht immer Erfolg. Nach einer ununterbrochenen Blütezeit von ca. 135 Jahren traf die Holzsägeindustrie nach 1740 ein riesiger Rückschlag. Das war die Folge von im Ausland ergriffenen Maßnahmen zum Schutz der eigenen Holzsägereien, das Erheben von Steuern sowie Schutzmaßnahmen in Amsterdam, so dass nur städtische Holzsägemühlen den Schiffsbau beliefern durften. Viele Dutzend Holzsägemühlen wurden dann in den folgenden 75 Jahren abgerissen und meistens zu Schleuderpreisen als Brennholz oder zum Wiederaufbau andernorts verkauft.

Die Schälindustrie, die meistens mit den jüngsten, schwersten und hochwertigsten Mühlen arbeitete, hatte ihre Blütezeit in den ersten 75 Jahren des 18. Jahrhunderts. Danach, vor und während der französischen Besetzung, erlitt sie einen riesigen Rückschlag. Die Papiermühlen hatten ihre Blütezeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die hervorragende Qualität ihres Papiers war weltberühmt. Die Ankunft der Franzosen war eine Katastrophe, denn es gab keine Absatzgebiete mehr und gute Qualitätsgrundstoffe konnten nicht mehr bezogen werden. Nachdem die Franzosen abgezogen waren, hat diese Sparte sich nie wieder erholt. Die Ölpressmühlen hatten auch wechselvolle Perioden und sie litten auch sehr unter der wirtschaftlichen Stagnation während der französischen Besetzung. Die Erholung nach 1813 war langsam und dauerte Jahrzehnte. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam es langsam zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte. Es wurden sogar neue Holzsägemühlen gebaut!

Eine andere, für die Mühlen katastrophale Entwicklung wurde kurze Zeit später mit allen Konsequenzen deutlich. Der Siegeszug der Dampfmaschine. Die Veränderungen, die dadurch entstanden, sorgten für ein großes Mühlensterben in Zaandam. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging diese Entwicklung weiter. Wenn 1925 nicht der Verein "De Zaansche Molen" errichtet worden wäre, gäbe es vielleicht keine einzige Industriemühle mehr an der Zaan. Dann hätte man zu 18 unterschiedlichen niederländischen Orten fahren müssen, um dort noch eine originale aber "heimatvertriebene Zaanse Mühle" zu finden.

2.2 Geschichte der Mühle "De Boerenjonker" (bis 1898)
Die alte Mühle in Lavesum hatte schon eine lange Geschichte. Die holländische Windmühle wurde bereits im Jahr 1694 in den Niederlanden errichtet. Ihren Namen erhielt die Mühle von dem Erbauer, auf dessen Name der Windbrief ursprünglich ausgegeben worden war. Dirk Arijaensz. Joncker bekam dieses Dokument am 10. September 1694 für die Mühle "Peldegarstmolen de Joncker" für eine Erbpacht zu 12 Pfund pro Jahr.

"De Boerenjonker", wie die Mühle in Lavesum ursprünglich in allen Unterlagen genannt wurde, stand auf einem Landstück im Oostzijderveld in Zaandam. Der Zugang zu "De Boerenjonker" auf diesem Landstück lag der Mühle "De Cacaoboom" gegenüber, wo später der Schifffahrtbetrieb der Brüder Smit am Oostzijde 395 in Zaandam ansässig war.

1749 wurde von der Getreidemühle, die in einer Art Genossenschaft (Reederei) betrieben wurde, von dem Erben Frans Jansz. De Boer 1/24 Anteil für 250 Gulden an Jacob Dekker verkauft. Also war die Mühle in diesem Jahr 6000 Gulden wert.

Am 12. Juni 1781 verkauften Adriaan Duyn Jansz. en Pieter Schaap Erben von Pieter Ales c.s., ihre 2/3 Anteile für 5000 Gulden an Jacob Dekker, der somit alleiniger Besitzer wurde. Der Wert der "De Boerenjonker" stieg damit auf 7500 Gulden.

Im Jahre 1784 wurde die Mühle für 5000 Gulden von Dekker versichert. Während des dann folgenden allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs fiel der Wert der Getreidemühle enorm.

Bregje Walch Blecker, die Witwe Jacob Dekkers, verkaufte am 18. Juni 1791 die Mühle mit dem dazugehörenden Land für 2500 Gulden an Jan Gerritz. Dekker.

In den dann folgenden Jahren stand "De Boerenjonker", wie so viele andere Mühlen auch, regelmäßig still. Jan Gerritz. Dekker verkaufte 1806 die Mühle an Jan van den Berg.

Nach dessen Ableben verkaufte seine Witwe am 27. Januar 1810 "De Boerenjonker" für 4000 Gulden an Allert Metzelaar.

In weniger als 4 Jahren veranlasste Metzelaar die Versteigerung der Getreidemühle in der Gastwirtschaft "Het Moriaanshoofd" am Damm in Zaandam. Dort wurde Jacob de Boer, Brotbäckermeister in Zaandam, für 3500 Gulden der neue Besitzer der Mühle "De Boerenjonker" samt Scheunen, Werkzeug und 612½ Ruten Land. Die Mühle war in diesem Jahr für 4000 Gulden bei der "Amsterdamsche Brand Assurantie Compagnie" versichert.

Anderthalb Jahre nach dem Ankauf von Jacob de Boer am 15. August 1815 brannte "De Boerenjonker" bis auf die Grundmauern ab.

Als Ersatz wurde keine neue Mühle gebaut, aber die fast genau so alte Getreidemühle "Het Witte Paard", die sich auch im Oostzijderveld befand, wurde abgetragen und an dem Ort, wo die abgebrannte Mühle "De Boerenjonker" stand, wieder aufgebaut. Die Geschichte der "De Boerenjonker" war somit eigentlich zu Ende und es müsste sich weiter um "Het Witte Paard" handeln, wenn sie nicht den Name ihres Vorgängers bekommen hätte.

Jacob de Boer starb einige Monate nach der Überschwemmungskatastrophe vom 4. Februar 1825, wobei der Polder Oostzaan voll Wasser gelaufen war.

Seine Söhne Jan und Hendrik haben den Betrieb noch einige Jahre fortgeführt. Am 21. November 1828 hatte "De Boerenjonker" bei der Erbteilung einen Wert von 3500 Gulden.

Zehn Monate später veranlasste Neeltje Baas, Witwe von Jacob de Boer und ihre Kinder in der Gastwirtschaft "De Waakzaamheid" in Koog a/d Zaan die Nachlaßauktion. Simon Dekker Pzn. wurde dann für 3600 Gulden der neue Besitzer.

Fünf Jahre später veranlasste er eine Auktion der "De Boerenjonker" ohne die 600 Ruten Land. Die Mühle erbrachte damals den stolzen Betrag von 6800 Gulden, geboten von Hendrik Walch.

Nach dessen Ableben wurde die Mühle am 1. August 1859 für einen geschätzten Wert von 6200 Gulden dessen Sohn Johannes Walch zugesprochen.

Ca. 3 Wochen später veranlasste Johannes die Auktion der Mühle im Beursgebouw in Zaandam, wobei "De Boerenjonker" für 6220 Gulden Wouter Molenaar übertragen wurde.

Er war Junggeselle, deshalb ging sein Besitz nach seinem Tod am 20. November 1867 an seinem Bruder und zwei Schwestern. Jacob Molenaar erbte die Mühle mit einem geschätzten Wert von 4500 Gulden.

Die Windmühlen erlebten durch den gesteigerten Reistransport ihre letzte Blütezeit. Jacob Molenaar verkaufte am 3. August 1875 die Mühle für 6000 Gulden an Dirk de Jong Kleijndert zu Nieuwendam.

Am 15. November 1881 veranlasste Letztgenannter eine Auktion der "De Boerenjonker" im Kaffeehaus "De Beurs" in Zaandam. Weil in diesen Jahren die ersten Dampfmühlen schon existierten, war der Erlös von 7550 Gulden plus 700 Gulden für das Werkzeug sehr hoch. Klaas Vredenduin hatte als Bevollmächtigter von Eduard van Leijde, Segeltuchfabrikant in Krommenie, das höchste Gebot abgegeben. Eduard gründete vier Tage nach den Ankauf mit seinem Bruder Dirk eine Handelsgesellschaft, "Gebroeders van Leijden" genannt, in der "De Boerenjonker" eingebracht wurde. Die Firma hatte als Ziel: "das Ausüben des Mühlenhandwerks und das Betreiben von Handel in Geschäften, die mit diesem Handwerk zu tun haben". Im Gegensatz zu ihrem Segeltuchwerk brachten die Aktivitäten dieser Handelsgesellschaft keinen Erfolg.

Schon am 15. April 1888 stellten die Brüder Van Leijden die Arbeit auf ihrer Mühle ein. "De Boerenjonker" wurde an diesem Datum in "Het Wapen van Amsterdam" in Zaandam auktioniert, wobei der Landwirt Maarten Visser für 3200 Gulden der neue Besitzer wurde. Er konnte noch zehn Jahre als Lohnmühler durchhalten.

Am 1. Februar 1898 wurde die Versicherung, Versicherungssumme 2000 Gulden, gekündigt. Im Juni desselben Jahres verschwand die Mühle "De Boerenjonker" aus dem Oostzijderveld von Zaandam. Mühlenbauer Hendrik ten Have aus Aalten, der laut eigener Darstellung mehrere Zaanse Mühlen in Deutschland wieder aufgebaut hatte, kannte dort einen Interessenten. Er reservierte die Mühle "De Boerenjonker" für Bernhard van Lieshout, der diese kaufte und in Lavesum wieder errichtete. Und so begann für "De Boerenjonker" eine zweite Existenz.


De Boerenjonker (bis 1898), rechts im Vordergrund


De Boerenjonker (bis 1898), rechts im Vordergrund, nach Bild von Gerrit Mol

2.3 Veröffentlichungen zu "De Boerenjonker" im Internet
Die Forschungsergebnisse von Arian M. H. Smit sind zudem auf verschiedenen niederländischen Internetseiten und in Datenbanken zur Mühlen-Geschichte der Niederlande veröffentlicht:

LINK http://archiefalkmaar.nl/collecties/bibliotheek/speciale-onderwerpen/molens-in-noord-holland
Regional Archiv Alkmaar, NL

LINK http://www.molendatabase.org
DOK De Boerenjonker (2e), Zaandam-Oost, Nr. 2933
Datenbank der verschwundenen Mühlen der Niederlande, darin unter Nr. 2933 Daten zu "De Boerenjonker"

LINK http://www.allemolens.nl
DOK B39B De Boerenjonker
Datenbank 'Allemolens.nl', darin unter B39B Daten zu "De Boerenjonker"

LINK http://www.allemolens.nl
DOK 01083 D De Boerenjonker
Datenbank 'Allemolens.nl', darin unter "01083 D" Daten zu "De Boerenjonker"

LINK http://www.duizendzaansemolens.nl
DOK De Boerenjonker, Oostzaandam
Tausend Zaanse Mühlen, darin Daten zu "De Boerenjonker"

LINK http://vzm.pictura-dp.nl
Bildersammlung, Ansichtskarte "B39B De Boerenjonker" (rechts im Bild)

3. Erläuterungen zum Mühlentyp
Eine wesentliche Verbesserung der alten Bockwindmühle stellt die Kappenwindmühle (auch als 'Holländerwindmühle' bezeichnet) dar. Dieser Mühlentyp hat einen mächtigen, nicht drehbaren, starren Unterbau und eine kleine, in die jeweilige Windrichtung zu drehende Kappe, in der die fast waagerecht liegende Flügelachse befestigt ist. Der Typ der Kappenwindmühle wurde bereits von Leonardo da Vinci (um 1500) skizzenhaft festgehalten. Als der Erfinder einer Kappenwindmühle in Gestalt der Achtkantwindmühle gilt der holländische Ingenieur Jan Adrianz Leegwater (gest. 1605). Die größte Ausbreitung dieses Windmühlentyps in unserem Lande erfolgte aber erst im 18. Jahrhundert. Je nach Bauart und Standort unterscheidet man: Turmwindmühle, Achtkantwindmühle, Erdholländer, Galerieholländer, Wallmühle.

Weitere Informationen zum Mühlentyp im Internet

nach oben © Bernd H. Schlüter